"Merkwürdige" Berichte
Jahre lang haben die Mormonenführer öffentlich behauptet, dass Joseph Smith nur eine Geschichte in Bezug auf die Erste Vision erzählte. Preston Nibley verkündete: „Joseph Smith lebte ein wenig mehr als vierundzwanzig Jahre nach dieser ersten Vision. Während dieser Zeit erzählte er nur eine Geschichte…“ (Joseph Smith the Prophet, 1944, Seite 30).
Genau zu der Zeit, als Preston Nibley diese Aussage machte, unterdrückten die Mormonenführer mindestens zwei Berichte von der Ersten Vision, die vor dem Bericht niedergeschrieben wurden, den er in Times and Seasons veröffentlichte. Levi Edgar Young, der das Oberhaupt der Sieben Präsidenten der Siebziger in der Mormonenkirche war, erzählte LaMar Petersen, dass er einen „merkwürdigen“ Bericht von der ersten Vision untersucht hätte und ihm wurde gesagt, nicht offen zu legen, was er enthielte. Das Folgende stammt aus Notizen von LaMar Petersen über ein Interview mit Levi Edgar Young, das am 3. Feb. 1953 gegeben wurde:
„Eine Liste von 5 Fragen wurde präsentiert. Brd. Young zeigte sich etwas überrascht über das Wesen der Fragen, aber er sagte, dass er von Herzen billigte, dass sie gestellt wurden. Sagte, dass sie wichtig, fundamental wären und mehr von Mitgliedern der Kirche gestellt wurden und gefragt werden sollten. Sagte, dass die Kirche ein Komitee zur Verfügung haben sollte, wo man Antworten auf solche Fragen bekommen könnte. Er hat damit aufgehört, mit seinen eigenen Fragen zu Bruder Joseph Fielding (Smith) zu gehen, weil er ausgelacht und vertröstet wurde.
Seine Neugier war erregt, als er in Roberts Geschichtsbericht in Bezug auf ‚die Dokumente’ las, ‚von denen diese Schriften zusammengestellt wurden’. Bat darum, sie zu sehen. Wurde gesagt, dass ich höhere Erlaubnis erhalten müsste. Erhielt diese Erlaubnis, Untersuchte die Dokumente. Wurde gesagt, was sie enthielten, weder zu kopieren noch weiterzuerzählen. Sagte, es wäre ein ‚merkwürdiger’ Bericht von der Ersten Vision. Wurde in das Gewölbe zurückgebracht. Bleibt unbenutzt, unbekannt.“
Wir bekamen Interesse an dem „merkwürdigen“ Bericht und schrieben an Joseph Fielding Smith, der der Kirchengeschichtsschreiber war, fügten $1.00 bei und baten um eine Fotokopie. Unglücklicherweise wurde dieser Brief nie beantwortet und wir hatten fast die Hoffnung aufgegeben, dass wir je dieses Dokument sehen würden. Zu unserer großen Überraschung sind jetzt aber zwei „merkwürdige“ Berichte über die Erste Vision ans Licht gekommen. Der erste erschien in der These "An Analysis of the Accounts Relating Joseph Smith's Early Visions” von Paul R. Cheesman. Mr. Cheesman war ein Student an der Brigham-Young-Universität und er schrieb seine These offensichtlich als Zurückweisung zu Aussagen, die wir in Bezug auf die Erste Vision in einigen unserer Publikationen gemacht hatten. Obwohl er versucht, die Geschichte der Ersten Vision zu stützen, hat er ein Dokument reproduziert, das von Joseph Smith selbst geschrieben wurde, das nicht nur beweist, dass er 1820 nicht den Vater und den Sohn sah, sondern es wirft auch einen Schatten des Zweifels auf seine gesamte Geschichte vom Ursprung der Kirche. Dieses Dokument wurde in Anhang D der These von Paul R. Cheesman reproduziert. Cheesman erklärt, dass es „als der früheste geschriebene Bericht“ von der ersten Vision „erscheint“. Auf Seite 64 seiner These erklärt Mr. Cheesman:
“Dieser Bericht wurde nie veröffentlicht oder von irgendeiner Autorität der Kirche erwähnt, so weit der Schreiber es feststellen konnte… Anstatt auf ihn zurück zu greifen und ihn zu überarbeiten, diktierte Joseph Smith offensichtlich die Geschichte, wie wir sie im Anhang A haben.“ ("An Analysis of the Accounts Relating Joseph Smith's Early Visions," M.A. thesis, Brigham Young University, 1965, Seite 64)
Unten befindet sich eine Ablichtung des “frühesten geschriebenen Berichts“ der Ersten Vision. Joseph Smith schrieb dies in den frühen 1830ern. Diese Aufnahme wurde von den Brigham Young University Studies, Frühjahr 1969, Seite 281 gemacht.
1965 veröffentlichten wir folgenden frühen Bericht von der Ersten Vision unter dem Titel Joseph Smith's Strange Account of the First Vision. Weil das Dokument so ungewöhnlich war, zweifelten einige Mitglieder der Mormonenkirche an seiner Echtheit. Obwohl die Mormonenführer in Bezug auf das Dokument keine öffentliche Erklärung abgeben wollten, gab Professor James B. Allen, der später Assistierender Kirchengeschichtsschreiber wurde, zu, dass das Dokument echt war. In einem Artikel, 1966 veröffentlicht, kommentierte er: „Eines der bedeutendsten Dokumente jener Periode, das je entdeckt wurde, wurde 1965 durch Paul R. Cheesman, einem absolvierten Studenten der Brigham-Young-Universität,, ans Licht gebracht. Dies ist ein handgeschriebenes Manuskript, dass offensichtlich um 1833 verfasst und entweder von Joseph Smith geschrieben oder diktiert wurde. Es enthält einen Bericht über die frühen Erlebnisse des Mormonenpropheten und schließt die Geschichte von der ersten Vision ein. Während die Geschichte in einigen Einzelheiten von der Version, die heute akzeptiert wird, abweicht, gibt es in ihr genügend, das darauf hinweist, dass Joseph Smith in Erwägung zog, sie zu schreiben und vielleicht zu veröffentlichen. Das Manuskript hat offensichtlich viele Jahre im HLT-Kirchengeschichtsschreiberbüro gelegen, dennoch erkannten wenige, wenn überhaupt jemand, seine tiefgründige historische Bedeutung.“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Herbst 1966, Seite 35)
Die Mormonenführer unterdrückten diesen Bericht von der Ersten Vision mehr als 130 Jahre lang, aber nachdem wir ihn gedruckt hatten, wurden Tausende von Kopien in der ganzen Welt verteilt. Schließlich, vier Jahre nachdem wir das Dokument veröffentlichten, gab die Kirchengeschichtsabteilung eine öffentliche Erklärung ab, die die Echtheit des Manuskriptes bestätigte. Dean C. Jessee, der „ein Mitglied des Teams im HLT-Kirchengeschichtsschreiberbüro in Salt Lake City“ ist, behauptet, dass das Dokument 1831 oder 1832 von Joseph Smith geschrieben wurde:
„Bei mindestens drei Gelegenheiten vor 1839 begann Joseph Smith seine Geschichte zu schreiben. Die früheste ist ein sechsseitiger Bericht, der auf drei Blättern eines Hauptbuches aufgezeichnet und zwischen dem Sommer 1831 und November 1832 geschrieben wurde…
Die Geschichte von 1831-32, die hier aufgezeichnet ist, enthält den frühesten bekannten Bericht von Joseph Smiths Erster Vision.“ (Brigham Young University Studies, Frühjahr 1969, S. 277-78)
Zuerst meinte Dean Jessee, dass „das Dokument von Frederick G. Williams geschrieben wurde, dem Schreiber des Propheten“, aber durch eine weitere sorgsame Untersuchung fand er heraus, dass es tatsächlich von Joseph Smith selbst geschrieben wurde:
„Eine nähere Betrachtung des Dokuments hat gezeigt, dass, während Williams den Anfang und das Ende der Erzählung schrieb, Joseph Smith den Rest schrieb, einschließlich des Teils, das die Einzelheiten seiner Ersten Vision enthält. Dies ist der einzige bekannte Bericht von der Vision in seiner eigenen Handschrift. Die meisten seiner Schriften wurden diktiert, was nicht heißen soll, dass die anderen Berichte weniger echt sind.“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Frühjahr 1971, S. 86)
Während Jessee in den Brigham Young University Studies, Sommer 1971, S. 462, schreibt, sagt er: „Dieser sechsseitige Bericht ist nur Geschichte, die die tatsächliche Handschrift Joseph Smiths aufweist, eine Tatsache, die nicht entdeckt wurde, als dieser Bericht früher analysiert wurde.“ Es ist sicher interessant, das der einzige Bericht der Ersten Vision in Joseph Smiths eigener Handschrift ein Bericht ist, der nur eine Person erwähnt! Nun, da die Brigham Young University Studies eine Ablichtung dieses Dokuments veröffentlicht haben (siehe Seite 145 dieses Buches), müssen wir nicht mehr von Cheesmans maschinengeschriebener Kopie abhängig sein. Unten befindet sich der wichtige Teil dieses Dokuments, der direkt von der Ablichtung des Originaldokuments genommen wurde:
„…der Herr hörte mein Rufen in der Wildnis und während ich mich in der Position befand, im 16. Jahr meines Lebens, um den Herrn anzurufen, kam eine Lichtsäule heller als die Mittagsonne von oben herab und ruhte auf mir und ich war mit dem Geist Gottes erfüllt und der Herr öffnete die Himmel über mir und ich sah den Herrn und er sprach zu mir und sagte: Joseph, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben, gehe deines Weges und wandele in meinen Gesetzen und halte meine Gebote, denn siehe, ich bin der Herr der Herrlichkeit, ich wurde für die Welt gekreuzigt, damit all jene, die an meinen Namen glauben, Ewiges Leben haben können, denn siehe, die Welt liegt zur Zeit in Sünde und niemand tut Gutes, nicht einer, sie haben sich vom Evangelium abgewendet und halten meine Gebote nicht, sie nähern sich mir mit den Lippen, während ihre Herzen ferne von mir sind und mein Zorn ist gegen die Einwohner der Erde entfacht, um sie entsprechend dieser Gottlosigkeit heimzusuchen und das geschehen zu lassen, was durch den Mund der Propheten und Apostel gesprochen worden ist: Siehe, ich komme schnell, wie es von mir geschrieben steht, in einer Wolke gekleidet in der Herrlichkeit meines Vaters…“
Eine sorgfältige Untersuchung dieses Dokuments offenbart, warum Kirchenführer es „nie veröffentlicht oder Bezug darauf genommen“ haben. (Wir haben Cheesmans Schreibmaschinenabschrift des gesamten Dokuments in unserem Case, Bd. 1, S. 100-104.) Zunächst sagte Joseph Smith, dass er vor der Zeit, als er seine Erste Vision bekam, wusste, dass all die Kirchen falsch wären: „…durch Forschen in den Schriften fand ich heraus, dass die Menschheit nicht zum Herrn kam, sondern dass sie von der Wahrheit und dem lebendigen Glauben abfielen und es gab keine Gemeinschaft oder kein Bekenntnis, dass auf das Evangelium Jesu Christi baute, wie es im Neuen Testament berichtet wird…“ (Case, Bd. 1, S. 128) In dem Bericht aber, den Joseph Smith später schrieb, behauptete er, dass er zum Herrn ging, um heraus zu finden, welche Kirche Recht hätte: „Meine Absicht, den Herrn zu befragen, war es, heraus zu finden, welche von all den Sekten die richtige wäre, dass ich wissen könnte, welcher ich mich anschließen sollte… (denn damals kam es mir nie in den Sinn, dass alle falsch wären)…“ (Times and Seasons, Bd. 3, Seite 748)
In der Ausgabe dieses Buches von 1972 zeigten wir auf, dass der Nebensatz “denn damals kam es mir nie in den Sinn, dass alle falsch wären“ aus der Geschichte, wie sie in modernen Ausgaben der Köstlichen Perle erscheint, vollkommen gelöscht worden war. So merkwürdig es erscheinen mag, im neuen Druck der Köstlichen Perle der Dreifachkombination (Joseph Smith 1:18) ist der zuvor unterdrückte Nebensatz an seine richtige Stelle wieder eingefügt worden.
In dem Bericht von der Ersten Vision, der jetzt in der Köstlichen Perle veröffentlicht wird, widmet Joseph Smith eine Menge Platz dem Erzählen von einer religiösen Wiedererweckungsbewegung, die ihn dazu bewegte, in den Wald hinaus zu gehen, um zu beten. In dem Bericht, der unterdrückt worden war (der Bericht von 1832) erwähnt Smith nicht ein einziges Mal die Wiedererweckungsbewegung, die angeblich eine solch große Rolle bei der Geschichte der Ersten Vision spielte. Im ersten Bericht erwähnte Smith keine böse Macht, die ihn zu überwinden suchte, aber in der gedruckten Version, sagt er, dass er „von einer gewissen Macht ergriffen wurde, die mich gänzlich überwand, und sie hatte einen solch erstaunlichen Einfluss auf mich, dass sie meine Zunge lähmte, so dass ich nicht sprechen konnte. Große Finsternis sammelte sich um mich und es schien mir eine zeitlang, als wäre ich zur plötzlichen Vernichtung verdammt.“ (Köstliche Perle, Joseph Smith, Vers 15)
In dem Bericht, der unterdrückt wurde, sagte Joseph Smith, dass sich seine erste Vision „im 16. Jahr meines Lebens“ ereignete. In der Version, die er später schrieb, sagte er aber, dass sich die Vision ereignete, als er sich in seinem „fünfzehnten Jahr“ befand. (Köstliche Perle, Joseph Smith, Vers 7) Dies ist sehr interessant, da der Mormonenapostel John A. Widtsoe argumentierte, dass sich die Erste Vision 1820 ereignet haben sollte, als Joseph Smith vierzehn Jahre alt war: „Ganz klar, in den frühen Tagen der Kirche war die Kenntnis von der ersten Vision gegenwärtig und sie wurde, wie der Prophet sagt, in das Jahr 1820 datiert, als er noch keine fünfzehn Jahre alt war… Welche Meinung man vertreten mag, was er bei dieser Gelegenheit auch sah, es muss 1820 geschehen sein. Jede andere Sichtweise würde diese Zeugen zu Lügnern machen oder sie zu Leuten machen, die der Unwahrhaftigkeit des Propheten ein Auge zudrücken würden.“ (Gospel Interpretations, Seite 119) Auf Seite 132 desselben Buches erklärte John A. Widtsoe: „Jeder akzeptable Beweis innerhalb und außerhalb der Kirche bestätigt die Geschichte des Propheten, dass seine erste Vision im Jahre 1820 geschah, als er zwischen vierzehn und fünfzehn Jahre alt war und bevor sich die Buch-Mormon-Offenbarungen ereigneten.“
Der ernsteste Widerspruch zwischen dem Bericht, der unterdrückt wurde und dem Bericht, der heute von der Kirche veröffentlicht wird, ist die Anzahl der Personen in der Vision. Im ersten Bericht erwähnt Joseph Smith nur eine Person: „…Ich sah den Herrn…“ In der Version, die in der Köstlichen Perle veröffentlicht wird, sagte Joseph Smith: „Ich sah zwei Personen.“
Im ersten Bericht erzählte Joseph Smith, dass der Herr sagte, dass er „für die Welt gekreuzigt“ wurde. Dies würde natürlich bedeuten, dass die Person Jesus Christus war. Deshalb kann man deutlich sehen, dass Joseph Smith Gott den Vater in seinen ersten Bericht von der Vision nicht einbezog. James B. Allen erklärte: „In dieser Geschichte, wurde nur eine Person erwähnt, und diese war offensichtlich der Sohn, denn er sprach davon, gekreuzigt worden zu sein.“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Herbst 1966, Seite 40)
In der Improvement Era vom April 1970, S. 6-7, schreibend bemerkte James B. Allen: „Immer wenn neue historische Information veröffentlicht wird, ruft eine Heerschar von Fragen nach Antworten, und die Enthüllung, dass Joseph Smith seine Geschichte mehr als einmal erzählte, ist keine Ausnahme gewesen… Wenn all die Berichte miteinander kombiniert werden, erfordern nur zwei Bereiche eine gewisse Erklärung: (1) der Zeitpunkt der Vision und (2) die Tatsache, dass der erste Bericht sich speziell nur ein auf eine Person bezieht… Wenn er in seiner vorläufigen Bemühung, die Geschichte 1831-32 aufzuzeichnen, sagte, dass er 15 anstatt 14 war, als sich die Vision ereignete, machte er einfach nur eine leichte Korrektur in seiner sorgfältiger ausgearbeiteten Geschichte…
In der frühesten Erzählung sagte Joseph Smith einfach: ‚Ich war vom Geist Gottes erfüllt und der Herr öffnete die Himmel über mir und ich sah den Herrn und er sprach zu mir und sagte: Joseph, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben…’ …Wenn man daran denkt, dass das Manuskript von 1831-32 eine rohe, unpolierte Bemühung ist, das geistige Zusammentreffen der Vision mit ihm aufzuzeichnen, dass dies wahrscheinlich das erste Mal war, dass Joseph Smith überhaupt versuchte, sein Erlebnis zu Papier zu bringen, und dass in den anderen Erzählungen die wichtige Botschaft vom Sohn überbracht wurde, ist es wahrscheinlich, dass der Prophet beim Diktieren an seinen Schreiber einfach ‚den Herrn’ und seine Botschaft überbetonte.“ (Improvement Era, April 1970, S. 6-7)
Paul R. Cheesman versucht, die Tatsache zu entschuldigen, dass der Bericht, der unterdrückt worden war, nur eine Person erwähnt, indem er erklärt: „Während er flüchtig über die Vision schreibt, erwähnt er nicht, dass der Vater anwesend war; aber dies zeigt nicht, dass er nicht anwesend war.“ ("An Analysis of the Accounts Relating Joseph Smith's Early Visions," Seite 63)
Diese Erklärung von Paul Cheesman scheint nicht logisch. Eigentlich zitiert Joseph Smith in diesem ersten Bericht den Herrn, der mehr Worte sagte als in seiner späteren gedruckten Version. James B. Allen kommentierte: „Eine weitere beeindruckende Tatsache ist, dass die Version von 1831-32, die die erste war, die aufgezeichnet wurde, eigentlich die umfassendste von allen ist. Diese frühe Erzählung umfasst alle wichtigen Elemente der sorgfältiger aufgearbeiteten Manuscript History und enthält mehr zusätzliche Einzelheiten als jede andere Quelle.“ (Improvement Era, April 1970, Seite 6)
Von dem „Bericht von 1832“ sprechend, sagt der Mormonenschreiber Milton V. Backman: „Es ist möglich, dass Joseph nach Diktieren des Berichtes die Erwünschtheit erkannte, bestimmte Aussagen abzuändern… Oft wenn Leute biographische Skizzen oder historische Ereignisse aufzeichnen, müssen sie es wieder und wieder schreiben, bis ihre Vorstellungen deutlich ausgedrückt sind.“ (Joseph Smith's First Vision, Salt Lake City 1971, S. 124)
Während wahr ist, dass viele Leute “ es wieder und wieder schreiben“ müssen, „bis ihre Vorstellungen deutlich ausgedrückt sind“, haben wir nicht den Eindruck, dass Joseph Smith den wichtigsten Teil der Geschichte aus Versehen ausgelassen haben könnte. Wenn Gott der Vater tatsächlich in dieser Vision erschienen war, hätte Joseph Smith mit Sicherheit diese Information in seinem ersten Bericht miteinbezogen. Es ist absolut unmöglich für uns, zu glauben, dass Joseph Smith den Vater nicht erwähnt hätte, wenn Er tatsächlich erschienen wäre.
Die einzige logische Erklärung dafür, dass der Vater nicht erwähnt wird, ist, dass Joseph Smith Gott den Vater NICHT sah und dass er diesen Teil der Geschichte erfand, nachdem er das erste Manuskript geschrieben hatte. Dies wirft natürlich auf die gesamte Geschichte einen Schatten des Zweifels.
Nachdem dieser „merkwürdige“ Bericht ans Licht kam, erzählte uns ein Mormonen-Seminarlehrer, dass es noch einen weiteren Bericht von der ersten Vision gab, den die Mormonenführer unterdrückten. Zu unserer großen Überraschung wurde dieser zweite Bericht in einem Artikel von James B. Allen 1966 in der Herbst-Ausgabe des Dialogue: A Journal of Mormon Thought veröffentlicht. Professor Allen sagte, dass das Dokument „vor kurzem durch ein Mitglied des Personals des Kirchengeschichtsschreiber-Büros ans Licht gebracht worden ist. Es befindet sich auf der Rückseite des Buches A-1 des handgeschriebenen Manuskripts der Geschichte der Kirche (gewöhnlich ‚Manuscript History’ genannt)… es wurde offensichtlich 1835 von jemand anderem als Joseph Smith geschrieben, denn es berichtet die Tag-für-Tag-Ereignisse im Leben des Propheten in der 3. Person, als würde ein Schreiber sie berichten, während er sie beobachtete… Die Bedeutung des Manuskripts liegt hier in der Tatsache, dass der Schreiber niederschrieb, was Joseph Smith zu seinem Besucher sagte,… Und wieder weichen die Einzelheiten der Geschichte irgendwie von der akzeptierten Version ab, aber das Manuskript, wenn es echt ist, demonstriert zumindest, dass die Geschichte um 1835 jemandem erzählt worden war.“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Herbst 1966, Seite 35-36)
Obwohl dies sicher eine wichtige Entdeckung war, wurde sie 1971 überschattet, als Dean C. Jessee vom Kirchengeschichtsschreiber-Büro berichtete, dass dieselbe Geschichte (diesmal in der ersten Person geschrieben) in Joseph Smiths eigenem Tagebuch gefunden worden war. Unten befindet sich eine Ablichtung des wichtigen Teils dieser Geschichte, wie sie in Joseph Smith’s Diary unter dem Datum des 9. Nov. 1835 erscheint.
Der Leser wird Fotographien von drei Seiten dieses Berichts über die Erste Vision und die Entdeckung der Buch-Mormon-Platten in unserer Veröffentlichung Joseph Smith's 1835-36 Diary finden. Dean C. Jessee arbeitete eine Maschinenschrift von diesem „merkwürdigen“ Bericht über die Erste Vision für Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Frühjahr 1971 aus. Er ist auf Seite 87 abgedruckt und lautet wie folgt:
…während ich mich zwischen der 10. & 11. Stunde heute Morgen in meinem Haus befand, kam ein Mann herein, der sich mir vorstellte und sich mit dem Namen Joshua, dem jüdischen Geistlichen, bezeichnete; seine Erscheinung war irgendwie einzigartig; er trug einen Bart von einer Länge von ungefähr 3 Zoll, der ziemlich grau ist; auch war sein Haar lang und beträchtlich silberfarben; sein Alter, wie ich denken würde, liegt ungefähr bei 50 oder 55 Jahren; er ist groß und schlank gebaut mit schmalem Gesicht, blauen Augen und heller Haut; er trägt einen seegrünen, kuttenartigen Umhang & eine Hose von derselben Art, einen schwarzen Pelzhut mit schmaler Krempe, und während er sprach, schloss er ständig die Augen mit finsterer Mine im Gesicht. Ich fragte irgendwie nach seinem Namen, aber ich bekam keine bestimmte Antwort; wir begannen bald über das Thema Religion zu sprechen und nachdem ich einige Bemerkungen zur Bibel gemacht hatte, begann ich, ihm wie folgt eine Erzählung über die Umstände abzuliefern, die mit dem Hervorkommen des Buches Mormon zusammenhingen: In meinem Geist in Bezug auf das Thema Religion erregt und die verschiedenen Systeme anschauend, die den Menschenkindern gelehrt wurden, wusste ich nicht, wer Recht oder Unrecht hatte und ich hielt es für das Allerwichtigste, dass ich in Dingen, die ewige Folgen haben, das Richtige tun sollte; auf diese Weise im Geiste verwirrt begab ich mich in das stille Wäldchen und kniete vor dem Herrn nieder, nachdem ich die Bedeutung verstand, als er sagte (wenn die Bibel wahr sei): Bitte und du wirst empfangen, klopfe an und dir wird aufgetan, suche und du wirst finden und wieder, wenn jemandem Weisheit mangelt, soll er Gott bitten, der allen Menschen großzügig gibt und nicht zurückhält; die Information war die, die ich damals am meisten begehrte; an dem Ort, den ich oben erklärte, oder in anderen Worten, ich machte einen fruchtlosen Versuch zu beten, meine Zunge schien in meinem Mund angeschwollen zu sein, so dass ich mich nicht äußern konnte, da hörte ich ein Geräusch hinter mir, als würde jemand auf mich zugehen; ich strebte noch einmal danach zu beten, aber ich konnte nicht; das Geräusch von Schritten schien näher zu kommen, ich sprang auf meine Füße und schaute mich um, aber ich sah weder eine Person noch ein Ding, dass das Geräusch von Schritten hätte erzeugen können; ich kniete noch einmal nieder und mein Mund wurde geöffnet und meine Zunge gelöst und ich rief den Herrn in mächtigem Gebet an; eine Säule aus Feuer erschien über meinem Kopf, sie ruhte augenblicklich auf mir und erfüllte mich mit unaussprechlicher Freude, und dennoch verbrannte nichts; eine weitere Person erschien bald wie die erste; er sagte zu mir: Deine Sünden sind dir vergeben. Er bezeugte mir, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist; und ich sah viele Engel in dieser Vision. Ich war ungefähr 14 Jahre alt, als ich diese erste Mitteilung empfing…
In diesem Bericht von der ersten Vision gibt es absolut nichts, das zeigt, dass die Personen Gott und Christus waren. Die Aussage: „Er bezeugte mir, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist“ scheint zeigen zu wollen, dass die Personen NICHT der Vater und der Sohn waren. Wenn Joseph Smith beabsichtigt hätte, zu zeigen, dass die Person, die sprach, Jesus wäre, hätte er etwas Ähnliches gesagt wie: „Er bezeugte auch mir, dass Er der Sohn Gottes wäre“. Wenn er andererseits zu zeigen beabsichtigt hätte, dass die Person, die sprach, der Vater wäre, hätte er wahrscheinlich etwas Ähnliches gesagt wie: „Er bezeugte auch mir, dass Jesus Christus Sein Sohn wäre“.
Um der Verwirrung noch eins draufzusetzen, erklärt Joseph Smith, dass es „viele Engel in dieser Vision“ gab. Keine der anderen Version deutet an, dass es dort „viele Engel“ gab.
Wir haben nun drei verschiedene handgeschriebene Manuskripte von der Ersten Vision. Sie wurden alle von Joseph Smith oder seinen Schreibern geschrieben und doch ist jede von ihnen anders. Der erste Bericht sagt, dass es nur eine Person gab. Der zweite Bericht sagt, dass es viele gab, und der dritte sagt, dass es zwei gab.
Es ist interessant, dass der Teil von Joseph Smiths Tagebuch, der den Besuch von „Joshua, dem jüdischen Geistlichen“ erwähnt, als Grundlage für Joseph Smiths History of the Church, Bd. 2, Seite 304, benutzt wurde. In dem Tagebuch lesen wir:
“Begann ich, wie folgt ihm eine Erzählung über die Umstände abzuliefern, die mit dem Hervorkommen des Buches Mormon zusammenhingen [an diesem Punkt gab Joseph Smith einen Bericht über die Erste Vision und andere Visionen, die er empfing]…
Während ich diese kurze Geschichte über die Gründung der Kirche Christi in diesen letzten Tagen erzählte, schien Joshua höchst amüsiert zu sein.“
„In der History of the Church, Bd. 2, Seite 304, finden wir fast genau denselben Wortlaut:
„…Ich begann, ihm eine Erzählung über die Umstände abzuliefern, die mit dem Hervorkommen des Buches Mormon zusammenhingen, wie es im früheren Teil dieses Geschichtsberichts aufgezeichnet ist.
Während ich eine kurze Geschichte über die Gründung der Kirche Christi in diesen letzten Tagen erzählte, schien Joshua höchst amüsiert zu sein.“
Aus diesem Vergleich kann man deutlich sehen, dass Joseph Smiths Tagebuch die ursprüngliche Quelle für die veröffentlichte History war, dennoch wurden über 800 Wörter NICHT in die gedruckte Version aufgenommen. Um diese Löschung vornehmen zu können, wurden die Worte „wie folgt“ in „wie es im früheren Teil dieses Geschichtsberichts aufgezeichnet ist“ geändert. Die Geschichte, die im Tagebuch erzählt wurde, unterscheidet sich aber von der, die „im früheren Teil dieses Geschichtsberichts aufgezeichnet ist“ - von dem offiziellen Bericht in der History of the Church, Bd. 1, S. 5-6. Joseph Smith oder diejenigen, die diesen Teil der History zusammenstellten, hatten das Gefühl, dass diese Version der Ersten Vision unterdrückt werden müsste, weil sie vom offiziellen Bericht abwich.
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